Julie Powell: Julie & Julia

Dinner und Desaster. Butter und Blog. Und: Wodka Gimlet!

365 Tage, 524 Rezepte und 1 winzige Küche, lautet der Untertitel zu dem wundervollen Buch, welches eher zufällig in meine Hände geriet, als über den gleichnamigen Film viele schmunzelten oder gähnten. Der Film klang nach Bridget Jones und ähnlichem Selbstverwirklichungs-Kram von Frauen um die 30. Nix für mich, dachte ich. Freunde waren anderer Meinung, schließlich würde es um Essen und Kochen gehen. So war ich denn zur Lektüre verdonnert.

Julie & Julia

Julie & Julia

Und tatsächlich geht es los mit den Gebärgedanken verwelkender Endzwanzigerinnen. Ich nehme mir vor, bis Seite 50 durchzuhalten und dann gegebenenfalls das Buch bei Nichtgefallen einer der gebärinteressierten Endreissigerinnen in meinem Bekanntenkreis zu überlassen. Ich habe Glück. Auf Seite 49 merke ich, ich werde das Buch zu Ende lesen.

Nun startet das „Julie/Julia Projekt“, in dem Julie Powell  den Kampf mit dem Kochbuch Mastering the Art of French Cooking(Vol. 1) von Julia Child aufnimmt, um innerhalb eines Jahres alle 524 Rezepte nachzumachen und auszuprobieren. Das Experiment wird von einer Berichterstattung in Form eines Blog begleitet, was Anno 2002 noch keineswegs eine derartige Selbstverständlichkeit darstellt, wie es heutzutage der Fall ist.

So bietet das Buch auf vielfältige Art und Weise Unterhaltung. 1. Berichte über erste unbeholfene Schritte aus den Anfangstagen des bloggens. 2. Pleiten, Pech und Perfektes im Umgang mit Rezepten der französischen Küche. 3. Herz, Schmerz und Drama, Baby, wenn die Ehe kriselt, die Familie nervt und Skrupel bekämpft werden müssen, wenn es um die Ermordung eines Hummers geht. 4. New York Fans haben ihre Freude bei der Vorstellung des Transports lebender Hummer in der U-Bahn und nicken verständnisvoll bei Einladungsabsagen von Bekannten, die Nachts nicht ins dubiose Queens kommen wollen.

Ich selbst wurde in der Berliner U-Bahn zuweilen seltsam gemustert. Nicht, weil ich ebenfalls mit diversen Hummern unterwegs gewesen wäre, sondern wegen meines lauten Gelächters an diversen Stellen in diesem amüsanten Buch. (Manchmal, ich muss es gestehen, aus purer Schadenfreude, wenn es um die Vorstellung einer ruinierten gebratenen Lammkeule Marinade au Laurier geht. Oder bei der heißen Diskussion im Blog, ob man unbedingt einen Reiskocher verwenden soll, oder um Himmels Willen bloß  nicht.)

Der originale Blog, der zu diesem Buch führte ist noch auffindbar:  http://blogs.salon.com/0001399/

Ein Fazit, mit dem man jedoch sorgfältig umgehen sollte, lautet: Mit einem Wodka-Gimlet ist alles nur halb so schlimm. Na, mal sehen…

Das Taschenbuch ist im Goldmann Verlag erschienen.

4 Kommentare zu “Julie Powell: Julie & Julia

  1. eichiberlin sagt:

    Den Film habe ich noch nicht gesehen, aber nach dem was ich bislang erfahren habe, ist er doch recht anders als das Buch. Die Einblendung zu Julia Child sind eher geringfügig. Das hat der Film wohl etwas anders gelöst. Lohnt sich das anschauen?

  2. bunnyberlin sagt:

    ich hatte auf meinem rückflug von vegas die gelegenheit, den film zu sehen: ganz amüsant, wobei die julia child-teile wesentlich interessanter waren als das julie-gejammer. gebärwilliges kam gar nicht vor.

    aber julia child kennt in deutschland (mich — bis noch vor kurzem — eingeschlossen) natürlich kein schwein. die frau ist/war zum piepen, insbesondere in ihrer kochsendung „the french chef“ auf pbs, wo sie immer leicht angeschickert wirkte & meryl streep hat sie ganz großartig getroffen.

  3. richensa sagt:

    Also, mein Einstieg in die Bloggoshäre, zuminedst als Leserin war ein gar wundervolles Kochblog, welches mindestens seit 2002 von einer Südtirolerin in Wien geschrieben wurde und leider, leider, leider nicht mehr existiert. Es schrieb die „meisterkoechin“ bei antville.org… ich vermisse sie immer noch, ihre Streifzüge über den Naschmarkt….

  4. karu02 sagt:

    Liest sich lustig, was Du darüber schreibst. Scheint auch ein nettes Geschenk für gebärwillige Enddreißigerinnen. Danke für den Tipp

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