Drei Antworten auf einen missratenen Tag

Jeder der dienstleistet oder freiberufelt kennt womöglich das Phänomen eines Auftraggebers, dessen Manieren, Intellekt und Körpergeruch versagen, um den Tag und die Laune zu verderben.

Unwillig, mit meiner miesen Laune die Welt und die Gaststätten Berlins zu belästigen, suche ich Ablenkung in den eigenen vier Wänden mit Wein, Weib und Gesang, a.k.a. Fussball-WM mit Bier, Katrin Müller-Hohenstein und

Grün ist die Farbe der Hoffnung

Grün ist die Farbe der Hoffnung

Getröte. Eine selten dämliche Idee, gerade heute. Da sitze ich also mit einem schalen Bier und muss diese Frau ertragen („…das wollte ich auch gerade fragen, Olli…“), deren obere und untere Zahnleisten anscheinend zusammengeklebt sind. Sie spricht und unterbricht mit geschlossenem Kiefer. Ein sonderbares Phänomen, was heute leider auch den durchaus begabten Fan-Reporter traf/unterbrach: „Nein, ihr redet jetzt nicht weiter…jetzt kommt der Beitrag, denn XY hat sich damit so eine Mühe gegeben!“

Die Veranstaltung unter dem Motto: „Die Welt zu Gast bei Tröten“ verleidet die große Ball-Gala auf das unermessliche, auch wenn heute ein spanischer Schiedsrichter angemessen bemüht war, fröhliche Farbe ins Spiel Sauerkraut-Bohnensuppe zu bringen. Die Gurkensandwich-Truppe aus England gab mir danach den Rest.

Was also hilft gegen einen erbärmlichen, einen gebrauchten Tag?

95 proof

95 proof

So hat es funktioniert: 1. Ein Glas von meinem aktuellen Lieblings-Bourbon, dem Black Maple Hill, 95 Proof.

2. Eine der schönsten Zeilen des unvergleichlichen Heinrich Heine: „Wenn Du eine Rose schaust, sag, ich lass sie grüßen“ aus dem Gedicht „Leise zieht durch mein Gemüt“.

3. Fußball-Gesänge einmal anders zu Gehör gebracht. Good old Johnny Cash.

And a good night to all of you.

12 Kommentare zu “Drei Antworten auf einen missratenen Tag

  1. Afra Evenaar sagt:

    Kompliment! In einem früheren Leben Bayer gewesen? Oder in einem früheren Leben im Himmel gewohnt?

  2. eichiberlin sagt:

    „Ja, was glaab’n denn Sie?“ sagte er. „Weil Sie der liabe Good san, müaßt i singa wia ‚r a Zeiserl, an ganz’n Tag, und z’trinka kriagat ma goar nix! A Manna, hat der g’sagt, kriagat i! A Manna! Da balst ma net gehst mit dein Manna! Überhaupts sing i nimma!!“

  3. Afra Evenaar sagt:

    Großartig, wie misanthropisch du sein kannst, so ein richtig ausgewachsener Grantler. 🙂

  4. eichiberlin sagt:

    Ganz herzlichen Dank. Ich kann das Lob nur zurückgeben und mich darauf freuen, die weibliche Berlin-Perspektive künftig regelmäßig zu verfolgen.

  5. Berlin-Woman sagt:

    Eichi, was für ein schöner Blog. Schöne Fotos, interessante Beiträge. Werbung? Hab noch keine gesehen, wenn, dann isse versteckt. Total symapthisch und angenehm. Werde dich oft besuchen!!! Danke bis bald und herzlichst
    Berlin-Woman aus Kreuzberg

  6. eichiberlin sagt:

    Brasilien-Elfenbeinküste war ja schon mal ganz unterhaltsam. Weiter so? Leider wurde Spanien-Chile wieder ruppig zerpfiffen und dann von KMH zerredet.

    Mixology Office klingt einladend. Ob es da auch etwas zu trinken gibt?

  7. eichiberlin sagt:

    Thanx.
    Vielleicht geht statt Whisk(e)y ja auch Tee.

  8. eichiberlin sagt:

    Sehe ich genauso. Solo ist Cash der einzig wahre.

  9. Deauville sagt:

    Frau Müller-Hohenseich hat mir auch schon so manchen WM-Abend versaut. Die Kommentatoren-Leistungen der Herren Rethy & Co. sind allerdings keinen Grashalm besser. Eine nette Alternative bietet das WM-Studio Mitte, jeden Abend gibt’s den etwas anderen Spiel-Kommentar und eine saftig dahingezimmerte Halbzeitanalyse, jeden Abend im „Tandoori“ am Mauerpark – hinter dem Mauersegler. See you there! Sach ich ma so.

  10. sanjay sagt:

    haha, sehr gut, danke Eichi.
    Diese TV-Dame versprüht soviel Charisma & Emotion wie ein Hinkelstein. Aber irgendwie hat es beim ZDF spätestens seit Michael Steinbrecher Tradition, die langweiligsten und biedersten Moderatoren/innen für das Thema Sport zu engagieren… Kerner war da ne Ausnahme, allerdings leider genau im anderen Extrem.

    Vielleicht gibt es ja heute schönere Spiele.
    Kannst ja mal demnächst bei uns im Mixology Office auf ein Match vorbeikommen.

  11. karu02 sagt:

    Mit dem Menschschlag des ersten Absatzes habe ich gelegentlich zu tun, ich fühle mit Dir. Leider mag ich keinen Whisky, bleibe also ungetröstet nach solchen Tagen. Johnny könnte helfen mit seiner wunderbaren Melancholie.

  12. philipp1112 sagt:

    Gut, daß Du Johnny Cash mit diesem Song eingebunden hast, und keinen, in dem er mit seiner Frau, der June zusammen singt. Die hatte ja eine Stimme, die nach Gießkanne klang – sagte man damals -. Heute würde die Stimme möglicherweise als Vuvuzela-artig bezeichnet.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..